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Berg_Kristall Freigestellt_bearbeitet.pn

MINERALIEN SURSELVA

Val Giuv - Rauchquarze und Gwindel in Perfektion

Das Val Giuv ist ohne Frage eine Fundstelle mit Weltgeltung. Es zieht sich oberhalb Camischolas (von Milez aus) in Richtung Nord-Westen, bis an die Grenze Uri-Graubünden. Zwei markante Berge zeigen den Talbeginn: Taleinwerts gesehen rechts befindet sich der steile Zacken des Culmatsch und auf der linken Seite erkennt man die gleichmäßige Pyramide des Crispalts. Der Culmatsch war vor einigen Jahren Fundstelle von schönen Titaniten, Stilbiten und Rauchquarz. Den Abschluss des Val Giuv macht der über 3000m hohe Péz Giuv, bzw. der Schattig Wichel, wie Ihn die Urner nennen. Ab Mitte Juli ist es oft schon möglich in den oberen Regionen zu strahlen, jedoch können Nordwände noch vereist sein.

 

Zu Beginn steigt das Tal nur relativ wenig an und der Weg führt einen über weite Wiesen immer entlang eines kleinen Gebirgsbaches. Schon nach nicht allzulanger Zeit, etwa 20 Minuten, kann man bereits erste Kluftanzeichen und wenige alte Klüfte entdecken. Je weiter man in Richtung Talschluß geht, desto mehr steigt der Weg an, zwischen die Wiesen mischt sich nun immer mehr Geröll und im Frühsommer auch Altschnee. Nach ca. 2 Stunden erreicht man das untere Ende des Tals, von nun an verlangt der weitere Weg alpine Erfahrung und bei schlechtem Wetter einen guten Orientierungssinn.

Wege gibt es keine! Nachdem man über das steile Geröllfeld, leicht links in Richtung Giuv-Gletscher aufgestiegen ist, wir das Gelände unterhalb der Emprema Muota wieder flacher und erlaubt an der richtigen Stelle das aufstellen eines Zeltes. Man sollte sich jedoch im klaren sein, dass man hier auf 2600 Metern zeltet und in der Nacht nicht gerade ein "laues Lüftchen" weht. Umfangreiche, hochalpine Ausrüßtung gehören zur Grundausstattung. Man wäre nicht der erste, dem es sein Zelt dort oben in seine Einzelteile zerlegt hat, die dann folgende lange Nacht sollte man sich besser ersparen! Die Muotas, welche nun versetzt in Richtung Giuvfirn kommen, sind teils von dicken Aplit-Bändern durchzogen und bergen eine Reihe interessanter und seltener Mineralien. Neben Rauchquarz, Amethyst, Adular, Apatit, Epidot, Datolith, Baryt, Pyrit und Calcit, fand Conrad Berther hier den berühmten, über 4 cm großen, perfekten Milarit.

Die Rauchquarze aus dem oberen Bereich des Val Giuv gehören für mich zu den schönsten der Welt, Glanz, Farbe und Form sind einfach ideal. Wenn dann noch schneeweiße Adularkristalle zusammen mit Rauchquarz auf einer Stufe vorkommen ist ein solches Stück von der Ästhetik her kaum mehr zu übertreffen. Gerade in der Zone, über die sich der bekannte Giuv-Syenit erstreckt, haben schon Generationen von Strahlern nach Klüften Gesucht. Dieser, kontinuierlich über 2600 m hoch liegende Bereich, weist eine sehr hohen Kluft-Dichte auf und erstreckt sich vom Riental über den Péz Giuv bis hin zur Stremlücke. Neben Rauchquarz (einige hundert kg schwere Stufen) , Bergkristall, Heulandit, Stilbit, Calcit und großen Adularen, kann man Titanite und schöne Skelettquarze finden. Die Sphene sind meist gelb-grünlich mit einem orangeroten Kopf und befinden sich auf chloritisiertem Adular.

Zwischen den Giuvstöcklis befindet sich die Kalkspatlücke, die wie der Name schon sagt, schöne und große Calcite lieferte, wobei auch große Bergkristalle und Rauchquarz gefunden wurde.

Die in den Gipfelregionen gelegenen Wände sind nur zu einem geringen Teil kompakt, meistens bewegt sich der Sammler in verstürtzen, aus Riegeln und Platten geschichteten Wänden die auch teilweise ohne Seil zugänglich sind. Es schadet also auf keinen Fall einen langen Strahlstock sowie einen Klappspaten dabei zu haben um alte Quarzbänder auch unter das lose Gestein zu verfolgen.

Wer jedoch glaubt er bekommt hier etwas geschenkt, irrt sich – viele gute Strahler sind seit Jahrzehnten regelmäßig auf der Suche nach neuen Klüften, manche sogar mehr als 30 Tage im Jahr. Der Weg bis in die Gipfelregionen des Schattig Wichel oder anderen 3000ern ist weit und wer nicht absolut trittsicher ist und Erfahrung in hochalpinem Gelände hat, wird hier schnell an seine Grenzen stoßen. Man sollte einige Zeit investieren um das Gebiet kennen zu lernen und nicht hektisch hinaufrennen und auf sein Glück vertrauen. Ein Patent der Gemeinde Tujetsch ist wie auch in den anderen Tälern zu lösen. Sofern man die nordseitgen Wände um Sunnig und Schattig Wichel angeht, befindet man sich schon im Kanton Uri ! Für mich ist es ein besonderes Tal, relativ einsam, es führt kein beschilderter "Touristen Highway" hinein – und der Sonnenuntergang auf knapp 3000 Metern, mit dem Blick über die dunklen Täler zu den orange-leuchtenden Gletschern im Süden, gehört mit zu den schönsten Erlebnissen beim Strahlen.

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